Bligg im Interview

Der Zürcher Mundartmusiker Bligg (40), der auf seiner «Instinkt»-Tournee sein 20-Jahr-Bühnenjubiläum gefeiert hat, ist am 27. Januar zusammen mit Gölä Headliner des Grand Opening der neuen Samsung Hall. Von Reinhold Hönle

Wann lassen Sie sich von Ihrem Instinkt leiten?
Bligg: Ich habe in meiner Karriere, aber auch privat meistens meinem Bauchgefühl vertraut. Ich finde es gut, dass sich der Instinkt – anders als die Gedanken – nicht von den Medien oder durch die Erziehung manipulieren lässt. Wie wichtig er ist, fiel mir auf, als mein Sohn Lio während der Albumproduktion geboren wurde. Wenn ein Baby schreit, weil es ihm nicht gut geht, tut es instinktiv das Richtige, um Aufmerksamkeit zu erregen. 

Woher kommt Ihr Vertrauen in Ihr Bauchgefühl? 
Ich denke, es liegt im Wesentlichen in meiner Natur. Ich bin ein Alphatier, aber auch ein empathischer Künstler, der sich viele Gedanken über seine Umwelt macht. Um sich behaupten zu können, ist es wichtig, dass man dieses Urvertrauen besitzt. Leute wie Einstein, Kolumbus oder die Gebrüder Wright, von denen die Single «Lah sie redä» handelt, wurden alle ausgelacht, bevor sie bewiesen hatten, dass sie Visionäre waren. 

Wie kamen Sie in Ihren Anfängen damit klar, dass der Rap nicht ernst genommen wurde?
Ich musste damit umzugehen lernen, aber es war nicht wirklich schmerzvoll, da diese Musik damals noch so underground war, dass ich nie damit gerechnet hatte, später von ihr leben zu können oder gar ein Star zu werden. Wütender machte mich, dass man als Künstler extrem vom Goodwill der Chefs der Plattenfirmen und Radiostationen abhängig war, die in der Schweiz lange nur wenig mit dem Sprechgesang und seinem Vokabular anfangen konnten. Heute ist ihre Macht – vor allem dank des Internets – glücklicherweise nicht mehr so gross. 

Als Jugendlicher hatten Sie die Provokation aber wohl auch gesucht, um sich von der Elterngeneration abzusetzen... 
Stimmt, das war im Hip-Hop nicht anders als früher im Punk. Im Battle-Rap, wo meine Wurzeln liegen, geht es aber vor allem darum, sich selbst zu glorifizieren und den Gegner mit Wortwitz zu demontieren, statt sich mit ihm zu prügeln. Das Ganze ist nicht so primitiv, wie es manchmal tönt. Das spielerische, unterhaltsame Element steht im Vordergrund. Heute, wo das jeder weiss und Hip-Hop keine Subkultur mehr ist, schütteln Superstars wie Jay Z sogar einem Barack Obama die Hand.

Wie haben Sie die Geburt Ihres Sohnes Lio erlebt?
Mir wurde bewusst, weshalb die Musik für die meisten Menschen einen so hohen Stellenwert hat. Das erste Geräusch, das ein Baby hört, ist der Herzschlag der Mutter, also ein Beat. Der Rhythmus der Musik gibt einem dieses grosse Geborgenheitsgefühl zurück.

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